Die Tigergeschichte

Dario Fo

gespielt von Alexander Netschájew

Es ist die Geschichte eines Soldaten, der erzählt; das heißt, der Spielmann spricht von sich in der ersten Person, er erzählt von sich selbst als Soldat, der von der Grenze der Mandschurei herabkommt und den langen Marsch beginnt.
Der Soldat aber wird sein Ziel nicht erreichen; ihn trifft eine Kugel, die ihm die Soldaten Chian Kaisheks verpassen, wie er gerade die Himalaya-Kette überquert. Die Kugel reißt ihm eine gräßliche Wunde, ein Wundbrand entsteht. Der Arme ist dem Tode nahe, leidet, und seine Genossen wissen: Er überlebt das nicht. Einer der Soldaten, ein Genosse aus dem Heimatdorf, meint, er müsse ihn umbringen, ihn töten, bloß um seinen schrecklichen Todeskampf abzukürzen. Aber unser Soldat weigert sich und ruft: "Ich gebe nicht auf!"
Das ist das erste Geheimnis: Durchhalten, Widerstand leisten, auch im Angesicht des Todes.(Dario Fo)


Der Mann in der zerschlissenen Phantasieuniform erzählt seiner Erlebnisse beim großen Feldzug. Vom Erzählen gerät er ins Spielen, ahmt die Kameraden nach, seine Schilderungen ziehen in immer stärker in Bann. Mehr und mehr beginnt er, über die Stränge zu schlagen, die Story wird immer unwahrscheinlicher. Eine Tigerin soll ihn gesundgepflegt haben? Ach was!?
(Mainpost)

Und so erzählt er mit viel ausdrucksstarker Pantomime vom Soldaten, seiner Verzweiflung und von Tigern, die ihn schließlich gesundpflegen: Wenn er sich ans Bein fasst, das sich entzündet hat, scheint der hämmernde Schmerz plastisch zu werden, wenn er sich wegen des eigenen Durchfalls die Nase zuhält, rümpft das Publikum die Nase mit, wenn er über unsichtbarem Feuer Ziegenbraten schmort, kriegt man Appetit.
(Applaus München)

Übergangslos rast der junge Schauspieler durch sämtliche Rollen. Mit atemlosen Spieltempo und lustvollem Schauspieltemperament führt er seine akrobatischen Kunststückchen vor. Und verführt dabei die Zuschauer zum Wesentlichen: zu Imagination und Phantasie, die selbst sich sträubendes Haar und den Geschmack von Tigermilch spüren läßt.
(tz München)

Dario Fos Lust am Spiel und am Vorspielen, sie ist in diese Inszenierung und in diesen Schauspieler übergegangen.
(Fränkisches Volksblatt)

Soviel Lust am Spiel, soviel facettenreiche Mimik und akrobatischen Einsatz haben wir selten gesehen.
(Süddeutsche Zeitung)

Darf der das? In Unterhosen auf der kleinen Bühne herumspringen, ins Publikum furzen, kreischen, sabbern – nur mit einem Stuhl und einem Stahlhelm als Kulisse?
Eine Geschichte, schnell erzählt. Alexander Netschájew nimmt sich Zeit. Und braucht Platz zum Erzählen: die Bühne, den Zuschauerraum, am liebsten würde er in die Ränge hinaufsteigen. Greif tief in die Trickkisten – spielt den Komiker, Kabarett, Drama. Szenen wie aus einem Comic: Action, Lautmalereien und Sprechblasen, gefüllt mit fäkalen Deftigkeiten, wenn's sein muss. Grimassen, Gesichter der Verzweiflung und gleichzeitig zum Brüllen komisch. Aus der leeren Bühne wird eine Landschaft mit Orkanen und Sturzfluten, eine Höhle, ringsum der Dschungel.
Mit dem Text und dem Publikum spielen – das ist der Trick. Alexander Netschájew beherrscht ihn, gibt seine Schuhe dem Herrn in der vierten Reihe, sucht Pepperoni unter den Sohlen seiner Zuschauer. Und übt Tigergebrüll mit den Theaterbesuchern in Abendkleidung. Erfrischend respektlos, gefährlich distanzlos ist dieser Mann.
(Südwestpresse)

Er hat eine so große Klappe wie Fantasie.
(Starnberger Merkur)

Als fliegender Händler, der Tigerspucke als Heilmittel verkauft, ist er eine Lachnummer. Sein Einzug ins Dorf, wo die Menschen vor dem verwildeten, wie ein Tiger brüllenden Mann fliehen, erzeugt betroffene Stille.
Die Inszenierung arbeitet das Prinzip Hoffnung heraus, denn "den Tiger haben" heißt bei den Chinesen, von denen Fo seine Geschichte hat, auch in ausweglosen Situationen nicht aufzugeben.
(Mainpost)

Ein Action-Drama.
(Main-Post)

Sein Auftritt ist für Bewegungsfreaks, Comicfans und Anhänger von Dario Fo.
(Starnberger Merkur)

Der mit dem Tiger tanzt
Ein Mann, ein Stuhl, ein Podest – mehr braucht es nicht, um einzutauchen in eine volkstümliche Parabel aus China. Dario Fos "Tigergeschichte" ist ein Monodram für einen Schauspieler, der tierisch menschlich Possen reißen kann wie der italienische Schauspieler-Autor Fo selbst.
Alexander Netschajew ist dieser Mann im pathos transport. Neunzig pausenlose Minuten lang zieht er das Publikum in den Bann seiner pantomimisch gespielten Erzählung, einer unglaublichen Geschichte, der Dario Fo die Moral übergestülpt hat: Wer den Tiger hat, leistet Widerstand oder auch Glaube weder Mächtigen noch Machthabern. Denn bei Tigers menschelts gewaltig.
Wir sehen den jungen Soldaten auf Maos langem Marsch, verletzt durch eine Kugel Chian Kaisheks, wie Romulus genährt und geheilt von der Tigerin, die schließlich als Waffe der Schwachen ein Dorf beschützt.
Übergangslos rast der junge Schauspieler durch sämtliche Rollen. Mit atemlosem Spieltempo und lustvollem Schauspiel-Temperament führt er – auch noch mit Jungs-Charme und hübscher Körper-Präsenz ausgestattet – seine akrobatischen Kunststückchen vor. Und verführt dabei die Zuschauer zum Wesentlichen: Zu Imagination und Phantasie, die selbst sich sträubendes Haar und den Geschmack von Tigermilch spüren läßt.
(tz, Barbera Welter)

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